Intensiver Knastumzug auf beiden Seiten der Gitter 26.03.22

Ein warmer Tag führt die Angereisten und einheimischen Bayreuther*innen mit T-Shirts, bunten Fahnen und Transparenten zunächst nicht – wie gewohnt – über die Markgrafenallee zu Knast.

Was im Vorhinein schon liebevoll den Namen “St. Georgen Rally” trug, war ein Zug zunächst über die Kopfsteinpflaster der pittoresken St. Georgener Einkaufsstraße um dann einen Menschenverschlag zu umrunden, der in etwas Abstand zur Hauptanlage Exiltrakte und Krankenstation beherbergt. Hier sitzen Menschen in Isolationshaft und in Quarantäne. Wütende Schreie trägt es über den in der Sonne glitzernden Stacheldraht.

Als der Lautsprecherwagen auf den JVA Parkplatz fährt und Sprechchöre die Mauern des A-Trakts überwinden, regt sich dann doch bemerkbar etwas hinter diesen sonst so verschwiegenen Mauern. Vereinzelte Pfiffe, dann Gröllen und letztendlich sogar verständliche Zurufe. Draußen wird geschrien: “You are not alone!” und “Wir sind nicht alle, es fehlen die Gefangenen!”, nicht nur Jan wird an diesem Tag gegrüßt.

Die Haftbedingungen der JVA sollen thematisiert werden, wie es der Solikreis schon in seinen Publikationen zu den Zuständen und einer Pressemitteilung tat. Telefon- und Besuchsaussetzungen in einem mangelhaften Corona-Management einer Anstalt, die es nicht schafft Schutzmasken und Desinfektionsmittel bereit zu stellen. Menschenunwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen. Willkürliche und politische motivierte Schikane. Ein Gefangener soll gebrüllt haben, die anderen sollen leise sein, er wolle die Redebeiträge hören.

Auch 2 Gitarren und eine Loopstation haben es auf die Versammlung geschafft um für Unterhaltung zu sorgen, und schaffen es auch das feierlich zu machen, wofür die Beteiligten stehen: Solidarität und Unbeugsamkeit.

Der traurigste Moment ist immer noch, dem Knast den Rücken zuzudrehen, während hinter den Gittern noch Lärm zu uns dringt. Doch wir ziehen weiter und sorgen dafür, dass das Bayreuther Flanieridyll in der Innenstadt sich auch noch unsere Banner ansehen muss, und die eisessenden Passant*innen einen “Knaststadt Bayreuth” – Flyer zu den Haftbedingungen bekommen.

An den Mauern waren wir auch nicht zum letzten Mal.

Trotz der Trauer und Wut über die Tatsache, dass unser Freund, Gefährte und Genosse Jan noch immer hinter Gittern sitzt, wurde kämpferisch und lautstark gezeigt, dass unser Wille ungebrochen bleibt. Ungebrochen wie Jan.

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