Überall entscheiden sich Individuen oder Gemeinschaften dazu, ihre Stadtteile nicht kampflos der Verwertungsmaschinerie zu überlassen. Sie wehren sich mit unterschiedlichen Mitteln gegen den Zugriff des Staates und des Kapitals auf ihre Wohnungen, ihre Häuser und ihre Plätze. Insbesondere die Kämpfe um öffentlichen und gemeinschaftlich genutzen Raum dienen dabei als konkreter Ort der Zuspitzung eines allgemeinen Kampfes um Befreiung von Herrschaft und Kapitalismus. Sie sind unser Faustpfand gegen die Atomisierung des Widerstandes – hier kommen wir zusammmen um uns als freie Menschen zu treffen, auszutauschen, zu organisieren und gegen den Staat zu behaupten. Schon vor längerer Zeit haben wir mit einer Delegation Nürnberg besucht, um den Kampf um die Rigaer Straße und andere zu verteidigende Orte wie den Jamnitzer auf Gemeinsamkeiten zu untersuchen und Beziehungen zu knüpfen. Dass es 2019 dort zu einem offenen Konflikt der Bewohner*innen und anderer Nutzer*innen mit der Staatsmacht kam, haben wir als bestärkend auch für unseren lokalen Konflikt empfunden.
Am 16. Oktober gab es in Nürnberg eine Demonstration in Solidarität mit Jan, der sich an einer Auseinandersetzung im Juni 2019 mit der Polizei beteiligt hatte. Er wurde in der Folge des Anschreiens von Polizist*innen beschuldigt, welche sich – mit einer Menge an feindlich gesinnten Menschen konfrontiert – schließlich ängstlich zurückzogen. Diese psychologische Niederlage und die berechtigte Angst der Herrschenden vor derartigen Konflikten veranlasste ein Gericht dazu, ein exemplarisches Urteil gegen Jan zu fällen. Ohne jemals handgreiflich geworden zu sein, wurde Jan zu einem Jahr und zwei Monaten Haft wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verurteilt.
Leider konnten wir aufgrund des Kampfes um den Köpi-Wagenplatz nicht nach Nürnberg kommen. Wir senden jedoch die besten Grüße sowohl an Jan als auch alle die dort auf die Straße gegangen sind. Lasst uns unbeirrt von der Härte der Repression gegen unsere Ideen und Strukturen, nach Wegen suchen, den kapitalistischen Angriff zu beantworten. Verteidigen wir unsere Orte der Selbstorganisation und des Widerstandes und verteidigen wir auch unsere Mitstreiter*innen, die der Staat zu brechen versucht! Wir lassen niemanden in den Händen des Staates alleine!